7 Tage in Kairo

Pyramiden-Tourbericht

7 Tage on Tour von Kairo aus mußten aus vielerlei Gründen genug für dieses Jahr sein. Ich dachte, daß ich mit meinem Vorsprung endlich alle wichtigen Stätten sehen würde, zumindest die, die mich besonders interessierten. Nun, das war - mal wieder - ein Irrtum. Trotzdem hat sich die Liste erheblich verlängert. Mit weiteren 7 Tagen im nächsten Jahr könnte sie vollständig werden ;-)

On Tour war ich wie immer mit meinem guten Freund und Taxi-Driver Bakr Moussad - Fahrer, Manager, Barkeeper, Koch, etc. Mit an Bord waren Frank Dörnenburg, Besuchern meiner HP ohnehin bestens bekannt, sowie Frank Stachowiak, ein Freund von Frank. Ziel war es, bestimmte Orte aufzusuchen, die man üblicherweise nicht aufsucht. Dabei galt die Formel: Primärziel, dann sehen, was noch geht!

Wir begannen praktisch in der Mitte von Sakkara an der Pyramide von Userkaf, deren Pyramidentempel ich bisher nur von der Djoserpyramide aus gesehen hatte. Die Pyramide selbst ist schon seit langer Zeit nicht mehr begehbar - man greift dafür auf John Shea Pering zurück, der sie - soweit mir bekannt ist - zuerst und zuletzt von innen beschrieben hatte. Der Pyramidentempel mit seiner außergewöhnlichen Südlage hatte viele interessante Details zu bieten, über die ein andermal zu reden sein wird.

Sakkara-Nord

Die Gräber der 1. Dynastie in Sakkara-Nord.
Welches hier abgelichtet ist, muß ich erst noch herausfinden:-)

Zunächst wollte ich unbedingt und endlich einmal die frühdynastischen Gräber in Sakkara sehen, die mit Hor Aha einsetzen. Ich denke, es wird noch einige Zeit dauern, bis ich herausgefunden habe, welche Gräber wir tatsächlich gesehen und fotographiert haben. Von Hesire (3. Dynastie) aus haben wir fast das ganze Gelände abgelaufen. Die Gräber liegen überwiegend unter dem Sand vergraben. Trotzdem gab es viele schöne Details zu sehen, die für die älteste Architektur von Bedeutung sind. Schon hier mußten wir den Plan gründlich ändern, denn der Ausflug zu diesen Gräbern hat uns schon einen halben Tag gekostet, den ich nicht eingeplant hatte. Garantiert Touristenfrei, aber nicht unproblematisch, da das Inspektorat von Sakkara, das direkt hinter der Teti-Pyramide und in Sichtweite dieser Gräber liegt, Besucher dort nicht besonders schätzt. Es gab aber keine Probleme.

Neues Grab in Sakkara

Westlich der Djoserpyramide wurde kürzlich eine neue Grabanlage entdeckt,
die z.Zt. von einem polnischen Team ausgegraben wird.

Von dort aus bewegten wir uns - by feet - hinunter zum Grab des Ti, wo uns Ebrahim, ein alter Freund, mit seinen Kamelen erwartete. Der Weg nach Sakkara-Süd ist zu Fuß nicht zu machen und so hat es Tradition diese Strecke per Kamel zurückzulegen. Vorbei an Djoser ging es zunächst zur Anlage von Sechemchet und dann etwas westlich hinein in die Wüste. Fast zwei Stunden später, auf dem Rücken von Ali Sahura, der mich noch zu kennen schien, erreichten wir das kleine Häuschen der Wächter in Sakkara-Süd, das zwischen der Pyramide von Pepi II. und der Mastaba el-Faraun aus der 4. Dynastie liegt. Wie immer gab es erstmal Tee und eine ausgedehnte Pause nach dem anstregenden Ritt. Anschließend gab es den Pyramidentempel von Pepi II. in aller Ausführlichkeit und dann die immer wieder beeindruckende Mastaba el-Faraun des Königs Schepseskaf. Es ist jedesmal aufs neue erstaunlich, daß dieses gigantische Machwerk so wenig Beachtung findet - nur weil es keine Pyramide werden sollte! Übrigens sollte auch der dritte Versuch, nämlich die Mastaba von innen zu sehen, fehlschlagen. Die Kamele neu gesattelt ging es dann weiter zur Pyramide von Djedkare-Isesi (5. Dynastie), die letzte Pyramide, die ohne Pyramidentexte blieb. Mehrfach wurde hier gegraben, aber nichts wurde fertig und nichts wurde veröffentlicht. Der Pyramidentempel ist daneben besonders wegen seiner Vorform des Pylons beachtlich. Ursprünglich erhoben sich dort am Eingang zwei gewaltige Massive. Zu Fuß überquerten wir ein Stück Wüste, um die Pyramide von Pepi I. zu erreichen, die aktuell von einem französischen Team ausgegraben wird. Zum Glück hatte die Saison noch nicht begonnen und wir konnten uns dort ungestört umsehen. Die letzten Jahre hat sich hier tatsächlich einiges getan. Der Pyramidentempel ist hervoragend rekonstruiert. Der erste Tag war vorbei.

Pepi I. Nebenpyramide

Nebenpyramide bei Pepi I. in Sakkara-Süd.
Musterbeispiel für den Pyramidenbau!

Für den zweiten Tag hatten wir uns die Pyramiden am Rande des Fayums vorgenommen. Aus Kairo heraus führte unser Weg über die Wüstenstraße und endete schon an der ersten Straßensperre - Touristen allein ins Fayum ist nicht mehr möglich. Etwa 15 Minuten hat es gedauert bis ein Kastenwagen mit Fahrer, Captain und 5 bewaffneten Polizisten hinten drauf zusammengestellt war, der uns begleiten "mußte"! Klar, in Ägypten darf keinem Touristen mehr etwas passieren, aber wie es helfen soll, ein Wagen mit wirklich energischer Sirene durch jedes Dorf vor uns herzujagen, will mir nicht einfallen. Am Marktplatz von Illahun habe ich die Augen zugemacht - nein, damit hatte ich nichts zu tun! Es dauert nicht mehr lange und es herrschen auch dort oberägyptische Verhältnisse - nichts geht mehr ohne Konvoi. Individual-Touristen - nein danke!

Die Fahrt durchs Fayum selbst war natürlich schön, auch wenn sie - dank einer schwachen Blase des Captains - etwas länger gedauert hat. Aber wer will schon nach Illahun, um die Pyramide von Sesostris II. zu sehen?! Nun, wir, denn vom architektonischen Standpunkt aus gibt es dort geradezu bedeutsame Beobachtungen zu machen. Von Schlammziegelmauern mit eingelegtem Mattengeflecht bis zum komplizierten Rahmenwerk aus großen Kalksteinquadern im Kernmauerwerk gibt es fast alles zu sehen, was den Pyramidenbau und altägyptische Architektur interessant macht. Von Illahun aus hatten wir nur eine kurze Strecke nach Hawara zurückzulegen, wo uns die Pyramide von Amenemhet III. erwartete, deren Eingang schon nach wenigen Metern im Grundwasserspiegel versinkt. Aber hier war nicht so sehr die Pyramide von Interesse als vielmehr Herodots berühmtes "Labyrinth", der Pyramidentempel. Es sind ja immer wieder Zweifel laut geworden, ob dieser Tempel tatsächlich jenes Labyrinth sei. Doch wer einmal den gewaltigen Grundriß und die noch gewaltigeren Steine, mit denen diese Anlage errichtet wurde, genau begutachtet hat, der wird zu keiner anderen Folgerung gelangen können - es sei denn, man wollte den antiken Reisenden unterstellen, sie hätten diese Anlage allesamt übersehen! Eine ausführliche Besprechung dieser Angelegenheit soll einmal auf dieser HP plaziert werden. Übrigens haben wir hier erstmals eine Hand voll Touristen gesehen, was uns aber bald wieder erspart werden sollte.

Die Zeit reichte fast bequem und nachdem wir unsere Eskorte mit Bakschisch versorgt hatten machten wir uns noch auf nach Meidum, das wir wohl schon kannten, aber Snofrus erste Pyramide ist eben nach wie vor und immer wieder hochinteressant. Klar, daß uns vorher noch eine neue Eskorte eingefangen hat, die freilich erneut mit Bakschisch zu versorgen war. Und nachdem in Meidum - obwohl ich dort den verantwortlichen Polizisten schon kenne - fünf Mann unsere Führung übernahmen, war einmal ein deutliches Wort über die Finanzkraft der Mitteleuropäer zu verlieren, die eben nicht grundsätzlich eine eigene Bank zuhause haben. In solchen Fällen muß man eben mal auf den Tisch hauen - es nahm uns niemand übel. Der Polizist, der sich an mich erinnern konnte, hat das Problem "galant" gelöst, indem er die Verteilung einer an sich ziemlich spärlichen Summe übernommen hat. Wer davon was bekommen hat, oder überhaupt - egal.

Meidum-Pyramide

Snofrus Pyramide bei Meidum.

Der dritte Tag hatte Lischt als Primärziel. Die Pyramide von Amenemhet I. war mir schon bekannt (ok, daß man von oben einen derart faszinierenden Ausblick hat, war mir neu!). Aber die Pyramide von Sesostris I., die rund 2 km südlich liegt, war ein schwarzer Fleck auf meiner Landkarte. Zunächst hatte ich vor, den Weg zu Fuß zurückzulegen - insbesondere da das Grabungshaus des Metropolitan Museums direkt auf dem Weg liegt und ich schon immer mit Prof. Arnold zusammentreffen wollte. Doch es war Freitag und das entspricht unserem Sonntag. Arnold war mit seinem Team in Kairo, weshalb der Gafir vorschlug, einfach die Straße zu nehmen (von der ich freilich keinen Schimmer hatte). Sesostris' Pyramide und die dazugehörige Tempelanlage war ein tolles Erlebnis. Man macht sich falsche Vorstellungen von den Pyramiden des Mittleren Reiches. Der eingefallene Lehmziegelkern täuscht erheblich darüber hinweg, daß hier mit Steinblöcken größten Ausmaßes hantiert wurde. Nirgendwo wird so deutlich klar, daß auch diese Pyramiden einst mit der ganzen architektonischen Pracht aufwarten konnten, die das pharaonische Ägypten überhaupt nur bieten konnte. Allein die Pyramiden von Giza zu sehen, vermittelt recht falsche Vorstellungen!
Neu war mir übrigens auch, daß man von hier aus ganz prima die Pyramide von Meidum sehen kann.

Freitags hatte unser Bakr natürlich zu beten, keine Frage - wir sind ja schließlich keine amerikanischen Dollar-Touristen, die dem gläubigen Muslim das Gebet abkaufen wollen. Nachdem die Kids aus Lischt an diesem Tag Narrenfreiheit hatten (die starken Hände waren alle in der Moschee) und meinten unser geliebtes Taxi mit Steinen bewerfen zu können, lud uns unser Pyramiden-Gafir zu sich nach Hause ein, damit Bakr ohne Angst um sein Taxi die Moschee besuchen konnte. Nun, das war eben die echte, unverfälschte und legendäre Gastfreundschaft des Orients. Ich glaube sagen zu können, daß wir in seinem Haus die schönsten Stunden in diesem Jahr verbracht hatten - für meine beiden Freunde wird das kaum anders gelten. Sicher, also wirklich ganz sicher, wird mein nächster Besuch in Lischt wieder in diesem Haus enden, daß auch schon den US-amerikanischen Botschafter in Ägypten gesehen hat, wie uns unser Gastgeber stolz zu berichten wußte. Immerhin wacht er über ein Grabungsgelände, das dem Metropolitan Museum in New York gehört. Nur mit Mühe konnte ich ihn dazu bringen, 10 Pfund für seine Kinder anzunehmen - für seine Gastfreundschaft wäre das, wie er uns sagte, ganz undenkbar gewesen.

Lischt

Zu Gast in Lischt.
Ganz links Bakr, rechts davon unser Gastgeber mit dem Gehstock, ganz rechts Frank S.

Sekundär war an diesem Tag noch Dahschur zu erreichen, das ich schon vor 2 Jahren gründlich abgelaufen hatte - aber Dahschur ist groß. Zunächst mußte wir die übliche "Ladenschlußzeit" von 16 Uhr für uns etwas "verlängern". Die Rote Pyramide, die ich persönlich für das eigentliche Meisterwerk ägyptischen Pyramidenbaus ansehe, wurde erstmal recht genau sondiert. Die beschrifteten Blöcke der Verkleidung nahmen viel Zeit in Anspruch, ebenso die Lokalisierung der Pyramide Lepsius L 50, deren Blöcke wir sicher gesehen haben, aber deren Grundriß nicht mehr sichtbar war. Leider hat die Zeit nicht für das Mastabafeld gereicht, so daß wir direkt zur Knickpyramide gefahren sind (eigentlich wollten wir auch das zu Fuß erledigen). An der Knickpyramide hatte der Besuch des "Tal"-Tempels Vorrang, der 20 Minuten Fußmarsch erfordert. Die Reliefs sind allerdings alle im Kairener Museum. Rickes Rekonstruktion des architekturgeschichtlich sehr wichtigen Tempels läßt sich heute kaum mehr nachvollziehen. Entschädigt wird man aber durch einen tollen Rundumblick - einerseits auf die Rote Pyramide, die von nirgendwo derart beeindruckend wirkt, andererseits auf die Knickpyramide, die geradezu malerisch vor der bald untergehenden Sonne lag. Auch die "Schwarze Pyramide" lag praktisch in Griffnähe, obwohl unser Polizist (ohne geht nichts) uns fast eine Stunde lang von einem Besuch dort abraten wollte. Der Tag endete mit einem Rundumgang um die Knickpyramide, deren Faszination man sich auch im Falle einer Wiederholung nicht entziehen kann.

Der vierte Tag war - ausnahmsweise - völlig Pyramidenfrei. Unser Weg führte uns primär nach Tanis (San el-Hagar), was - weil es exakt auf dem Weg lag - Bubastis mit sich brachte. In diesem Tempel hat schon Cheops gewaltige Steine bewegt. Er liegt mitten im Ort Tell Basta. Außer Steinen in allen Größen, Inschriften auf Säulenresten und Reliefs gibt es wenig zu sehen. Der Interessierte hat zunächst die Fachliteratur zu befragen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Genaugenommen ist es in Tanis nicht anders. Nur die Gewalt des Rosengranits erschlägt jeden Besucher. Tanis ist die massivste Ansammlung von Rosengranit jeder erdenklichen Größe, die ich kenne. Der Tempel von Tanis läßt sich mindestens bis Niussere (5. Dynastie) zurückverfolgen, hat viele Inschriften von Ramses II., was aber den Blick auf die Teile des Mittleren Reiches versperrt, die nachträglich mit Ramses beschriftet wurden, sowie einen nicht unerheblichen Anteil in der Spätzeit. Während der 21. und 22. Dynastie war Tanis Hauptstadt Ägyptens und so findet man die königlichen Gräber von Osorkon II. (?), Psusennes I. und Scheschonk III. im Tempelhof. Ein Besuch von Tanis sei all jenen empfohlen, die in Transport und Bearbeitung großer Steine ein "Rätsel" sehen möchten, zu dessen Erklärung Atlanter oder Aliens heranzitiert werden sollen! Was ist übrigens der Unterschied zwischen einer Achterbahnfahrt und einer Fahrt nach Tanis? Ich habe keine Ahnung!

Tanis

Frank D. und Ramses II. in Tanis.
Von 100 bis weit über 1000 Tonnen wiegen hier die Rosengranitblöcke.

Der fünfte Tag sollte nicht nur in die Welt der Pyramiden zurückführen, sondern er sollte mich einmal mehr zurück nach Abusir bringen. Ich liebe die Pyramiden von Abusir wirklich über alles, aber die "Geier von Abusir" (traditionelle Umschreibung aus bitterer Erfahrung) waren und sind mir einfach zuwider! Ich möchte bloß mal wissen, wer dort die Preise so kaputtgemacht hat?! Wie zu erwarten setzte sich das Spiel Geld-Stein-Geld auch in diesem Jahr fort. Natürlich, das Gelände ist praktisch geschlossen, aber das passiert sonst auch. Nirgendwo wird man aber mehr abgezockt - die Befriedigung der blanken Gier erlaubt dem Besucher aber jeden Eintritt (mehr dazu unten). So schlimm wie dieses Jahr war's noch nie! Neu war allein, daß ich die Pyramide Neuseres hinaufklettern konnte, um den Pyramidentempel von oben zu knipsen - zu welchem Preis, das habe ich besser vergessen...

Eine große Lücke in meinen Pyramidenbesuchen bildete schon immer die Schichtpyramide von Zawiet el-Aryan. Der Grund ist leicht einzusehen: sie befindet sich an zwei Seiten direkt an militärisches Sperrgebiet angeschlossen (Nord & West). Schon im Dorf hatte man uns mehrmals darauf aufmerksam gemacht, deshalb keine Fotos zu machen. Einleuchtend - aber eben nicht überzeugend genug. Von einer güngstigen Straße im Dorf aus überquerten wir die recht hohe Düne - immer bemüht, weitere Dünen zwischen uns und das Sperrgebiet zu bringen. Natürlich hatten wir nicht vor, das Sperrgebiet zu fotografieren, aber die Pyramide bietet architektonische Details in größter Deutlichkeit, die für das Verständnis des Pyramidebaus in der 3. Dynastie ideal sind. Dabei gelangen einige Schnappschüsse, die sicher niemanden stören werden - allein von der Pyramide. OK, für einen kurzen Moment, als fünf Soldaten über den Zaun krochen, hielt ich das Ganze für eine ziemlich blöde Idee. Offensichtlich waren wir aber nicht interessant genug - oder man sah uns nicht. Die große Ausschachtung der 4. Dynastie, die eine weitere gigantische Pyramide ergeben hätte, liegt heute mitten im Sperrgebiet und ist nicht zu erreichen.

Der Tag sollte aber einen Höhepunkt ganz anderer Art bereithalten: endlich waren wir auf dem Weg nach Abu Roasch, zur Pyramide von Djedefre, dem direkten Nachfolger von König Cheops. Der Weg war für unser Taxi fast zu steinig und oben angekommen, gab es erstmal eine Auseinandersetzung zwischen unserem Driver und den zwei einheimischen Führern, die wir uns in Abu Roasch angeheuert hatten, weil sie vergessen hatten den Zustand der Straße zu erwähnen. Belohnt wurden wir zuerst mit einem gigantischen Ausblick. Der Berg, dessen Spitze mit der Pyramide gekrönt wurde, ist soweit das Auge reicht die höchste Erhebung. 8 km süd-östlich sieht man die Großen Pyramiden von Giza, auf der anderen Seite die endlose Wüste und ein wenig vom Fruchtland hinter dem Smog, den die "Mutter aller Städte" pausenlos produziert. Die Pyramide selbst ist nur für den Interessierten bedeutsam, aber für den richtig. Das Kernmauerwerk reicht nur noch wenige Meter hoch. Mein sieht gut die Integration des Felskerns, die nach innen geneigten Lagen und die gigantische Ausschachtung, die vielleicht einmal so etwas wie eine Felsenkammer werden sollte. Die Abfahrt - diesmal auf anderem Wege - war zwar besser zu fahren, letztendlich jedoch blieb unser Taxi doch noch richtig stecken, nicht auf der schlechten Straße sondern direkt hinter dem Dorf Abu Roasch im meterhohen Müll des Dorfes!

Abu Roasch

Blick von Abu Roasch nach Giza.

Der sechste Tag bescherte uns leider erstmals die Massen der Touristen - wir sind in Giza! Da sind sie wieder, die klimatisierten Busse, die treibenden Reiseführer und die Touristen, die sich nicht um die Bekleidungsvorschriften des Islam kümmern. Ich hasse es! Wir hätten lieber noch einen Tag ins Delta fahren sollen. Nun denn, die Große Pyramide fiel wegen Lustlosigkeit zum Anstellen für eine Karte aus (limitiert auf 300 am Tag) - ich kannte sie ohnehin in und auswendig. Die Chephrenpyramide ist dieses Jahr nach dem Rotationsprinzip geschlossen und die ganze Bande wird somit zur Mykerinospyramide gekarrt - und so ging es dort auch zu. Fürchterlich, aber wir waren drin. Abgesehen davon war es sehr interessant, die ganzen Touristen eine Zeit lang zu beobachten. Wir begutachteten den Sphinx, wie er erstmals ohne jedes Gerüst da steht, fast nackt, wenn man nichts anderes gewohnt ist. Im Süden suchten wir den "9 pyramid view" auf und schenkten die meiste Zeit dem Betrachten der Seitenflächen aller drei großen Pyramiden (da werden wir noch einiges zu diskutieren haben).

Am siebten und letzten Tag (nur für mich) stand Sakkara-Mitte auf dem Programm - wiederum ein touristischer Hexenkessel. Irgendjemand von uns zählte mal so zum Spaß die Busse, leider weiß ich das Ergebnis nicht mehr. Ein Besuch von Djosers Pyramidenbezirk gehört immer wieder zum Standardprogramm. Ohne diese Anlage wird man nichts von altägyptischer Architektur verstehen können. Erstaunlich, wie die Rekonstruktion der Anlage Forschritte macht! Nach altägyptischer Art werden dort die Blöcke dafür hergestellt - hochinteressant. Über Djoser gäbe es soviel zu erzählen, daß ich einfach zur Pyramide von Unas springe, die die ersten Pyramidentexte bereithält, seit 2 Jahren aber für die Öffentlichkeit geschlossen ist. Die Pyramidentexte haben wir dann nochmal bei Teti, wenige Taximinuten nördliche angesehen, aber nur kurz, da man auch hier die Touristen mit zahllosen Bussen ankarrt. Am Eingang mußten wir warten bis eine nicht leicht zu schätzende Zahl Japaner - allesamt mit witzigen gelben Kappen, damit keiner verloren geht - herauskam, und noch bevor wir unten richtig angekommen sind, stürmte schon der nächste Businhalt in den engen Gang - ich glaube sie unterhielten sich über's Essen.

Unas-Pyramide

Die Pyramide des Unas in Sakkara.
Frank S. an den enormen Verkleidungssteinen.

Ägypten leidet noch sehr unter dem Massaker vom Tempel der Hatschepsut. Es sind zwar alle Hotels voll und kein Zimmer ist mehr zu bekommen. Aber unter der Oberfläche ist noch nichtmal der letzte Anschlag verdaut, schon fürchtet man sich vor dem nächsten - auch wenn es keine Anzeichen dafür gibt. Unter den Tourleadern, die Ägypten z.Zt. selbst als sicher einstufen, geht trotzdem gelegentlich die Angst um, zumindest aber ein schlechtes Gefühl. Unter den Tourleadern wundert man sich auch über die amerikanischen, deutschen und japanischen Touristen. Früher, so ein guter Freund, hatte mindestens einer in der Reisegruppe die "Emma" dabei und interessierte sich für das was er sah. Heute gibt es das überhaupt nicht mehr. Lediglich die Franzosen zeigen noch mehr Engagement. Irgendwann in den letzten zwei Jahren, seit ich das letzte Mal da war, sind darüberhinaus die Preise gestiegen. Bakr meinte, das läge viel an den reichen Amerikanern, die wie wild mit dem Geld herumwerfen. Mein Resumee:
Touristisch erschlossene Pyramiden, Tempel, etc. sind für den überdurchschnittlich interessierten Reisenden nicht mehr interessant. Wie jeder Kaffeetassen fotografierende Japaner wird man überall abgeblockt, wo man einmal 2 Minuten einen Sachverhalt in Ruhe studieren möchte. Das macht weder Spaß noch bringt es etwas ein. Beispiel: Unten in der Mykerinospyramide steht so ein Wächter (eifrig Bakschisch einsammelnd), der die Leute recht unfreundlich daran hindert, auch nur einen Augenblick auf der Stelle stehen zu bleiben. Und das nur, weil man es nicht schafft, weitere Stätten für den Tourismus zur Verfügung zu stellen. Alle Giza-Touristen (also tatsächlich alle Touristen) fährt man zu dieser Pyramide, damit sie einmal in einer waren. Dahschur, sicher nicht weniger beeindruckend als Giza, meidet man wo es geht. Hier wären auch die Veranstalter gefragt. Hawass verkündet schon seit langer Zeit auf seiner HP, daß Abusir jetzt für die öffentlichkeit zugänglich ist - denkste! Nach wie vor gibt es diese unseelige Schacherei. Jeder kann Abusir sehen, doch zu welchen Preisen! Ebenso sei die Felsenkammer der Großen Pyramide jetzt geöffnet - denkste! Mein Schwager, der mit mir vor einigen Jahren dort unten war, wollte vor drei Wochen wieder dort hinunter - nicht um die Burg, es wird gemauert wo es nur geht. Von diesem Teil her ist ein erneuter Besuch dieser Stätten recht witzlos geworden. Interessant nur, daß für jeden Guru, der vor der Pyramide seine Hände faltet, alle Türen aufgehen. Sobald man merkt, daß sich jemand für die Sache interessiert, fallen sie wieder zu.

Andererseits sind nicht touristisch erschlossene Stätten nach wie vor wie Juwelen im Sand. Es macht unverändert Spaß sie zu besuchen, wenn man die polizeiliche Begleitung bis dorthin in "Kauf" nimmt. Die Leute dort sind allesamt freundlich und offen, schließen jede Tür auf, deren Schlüssel sie haben und krönen das Ganze nicht selten mit ihrer Gastfreundschaft. Allein um all die Freunde zu besuchen, würde ich immer wieder kommen. Und man hat - für mich entscheidend - die notwendige Zeit sich gründlich umzusehen. So habe ich für mich beschlossen, daß ich diese unfreundlichen Orte nicht mehr besuchen werde, es sei denn, ich finde eine wissenschaftliche Reisegruppe, die mich mitnimmt. Für den an Details interessierten Touristen hat Ägypten dort nichts zu bieten. Die herrlichen Touren aber in die abgelegenen Gebiete werde ich mir nicht nehmen lassen - so lange es geht! Für diesmal gilt, daß die Tour ein voller Erfolg war, da wir viele der gesteckten Ziele (architektonische Details an Pyramiden) sehen und ablichten konnten - vielleicht sogar alle relevanten. Vielleicht sollte man auch einfach eine Gruppe zusammenstellen und über einen Spezialveranstalter die notwendigen Genehmigungen besorgen, die man als Einzelner nicht bekommt. Ein Firman hätte die Geier von Abusir jedenfalls in Schach gehalten und die Porblemstellen in der Mykerinospyramide hätte ich nicht im Vorbeilaufen sichten müssen.
Was meinen Sie?

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