Qubbet el-Hawa

Die Stille der Fürstengräber

- Ein Bilderbuch -

Sonnenuntergang Asswan

Asswan ist von Haus aus ein etwas ruhigeres Plätzchen. Man findet dort weder die Hektik der Großstadt noch die touristische Routine Luxors. Abu nannten die alten Ägypter diesen Ort, was "Elefantenland" bedeutet. Abu hatte seit frühester Zeit die wichtige Funktion eines Umschlagplatzes für die Waren aus Nubien und dem Sudan. Sowohl auf dem Land- als auch auf dem Wasserweg wurden Gold, Elfenbein und Ebenholz umgeschlagen. Die Gouverneure dieses Umschlagplatzes ließen sich gegen Ende des Alten und während des Mittleren Reiches (6. bis 12. Dynastie) Gräber in den hochgelegenen Felsen des sandsteinigen Westufers brechen - die sogenannten Fürstengräber von Elephantine.

Qubbet el-Hawa von Osten

Die Fürstengräber vom Nil aus gesehen.

Kuppel

Die Kuppel des Schechgrabes von der obersten Terrasse aus.

Die Anlage der Gräber ist imposant. In drei Reihen erstrecken sie sich am Hang entlang. Bekrönt wird die Anlage durch das Schechgrab des Ortsheiligen Scheich Ali Ibn al-Hawa, Qubbet el-Hawa genannt. Vom Flußufer bis zu den Grabreihen führen breite und sehr steile Rampen hinauf, auf denen einst die Sarkophage hochgezogen wurden. Die Dekoration der Gräber ist minimal: eine Scheintür, der Grabherr am Opfertisch, beim Fischen, beim Jagen und Darstellungen mit Erntebildern und Handwerksszenen sind alles. Hervorgehoben wird immer gern der provinizielle Stil. Die Anlage der Felsgräber selbst ist allerdings beeindruckend, besonders die ganz aus dem Felsen geschlagenen Säulenhallen. Die Grabschächte, die aus dem Innenhof oder aus den Vorräumen hinabführen, reichen bis zu 40 Meter in den Felsen und sind dabei gerade so groß, daß eine Person mit Mühe durchkriechen kann. Interessant ist, daß gelegentlich kleine Obelisken vor den Eingängen zu den Gräbern aufgestellt wurden.

Rampe

Vom Nil führen die Rampen steil zu den Gräbern hinauf.

Stollen

Blick in den Stollen im Grab von Chuef-Hor.

Obelisken

Zwei kleine und ganz unbeschriftete Obelisken am Eingang zum Grab von Sabni II.

Eine rührende Geschichte erzählt eine Inschrift im Grab von Sabni I. Sabni hatte erfahren, daß sein Vater Mechu, dessen Grab unmittelbar neben Sabnis liegt, während einer Expedition tief in Nubien verstorben war. Mit einer großen Mannschaft und 100 Eseln zog Sabni los, um die Leiche des Vaters heimzuholen. Die Inschrift berichtet davon, daß er Mechu auf einem Esel nach Asswan zurückbrachte und dort in allen Ehren bestattet hat.

Sabni I. & Töchter

Sabni I. mit seinen Töchtern bei der Jagd in den Sümpfen.

Sabni I. Scheintür Mechu Scheintür
Scheintür im Grab Sabni I. Scheintür im Grab Mechus.

Eine andere bemerkenswerte Inschrift findet sich im Grab von Chuef-Hor aus der 6. Dynastie. Während einer seiner Expeditionen in den Süden hatte er einen Tanzzwerg für König Pepi II. mitgebracht. Es ist zu lesen, daß Pepi der Zwerg wichtiger war als alle Waren vom Sinai und aus Punt. Und so befahl Chuef-Hor: "Wenn er (der Zwerg) mit Dir ins Schiff steigt, so bestelle zuverlässige Leute, die an der Reling auf ihn aufpassen, damit er nicht ins Wasser fällt. Wenn er nachts schläft, so bestelle zuverlässige Leute, die bei ihm im Zelt schlafen, und kontrolliere zehnmal des Nachts."

Sarenput II. Scheintür Sarenput II. Opfertischszene
Scheintür im Grab Sarenput II. Opfertischszene in der Nische der Scheintür von Sarenput II.

Eingang zu Pepinacht & Sabni II.

Eingangsfront zu den Gräbern von Pepinacht (links) und Sabni II. (rechts).

Der Höhepunkt eines Ausfluges zu den Fürstengräbern ist aber der Aufstieg zur Spitze, die vom Schechgrab gekrönt wird. Schon auf Höhe der Gräber fällt es schwer sich auf diese zu konzentrieren, denn der Ausblick, der sich auftut, dürfte einmalig sein. In keiner Richtung ist der Blick auf den Nil versperrt und man sieht ihn bis das Auge ihn nicht mehr greifen kann. Gegenüber, auf dem anderen Ufer des Nils, liegt Asswan und direkt vor einem schlängelt sich der Nil über den 1. Katarakt, der sich durch zahlreiche Inseln bemerkbar macht, die sich malerisch vor der Kulisse ausbreiten. Die Zeit steht. Das einzige Geräusch dort oben ist der leichte Wind, und so bedeutet Qubbet el-Hawa auch "Hügel des Windes" - und sonst gibt es nur Stille...

Ausblick nach Süden

Blick von der Spitze des Berges nach Süden über die Kitchener Insel und Elephantine.

Ausblick nach Süden II

Der Blick von der Kuppel des Schechgrabes nach Süden.

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