Die Große Pyramide

des Königs Cheops in Giza

Umfassungsmauer und Hof

Reste des Hofplasters an der Nordseite der Cheopspyramide.
An der untersten Lage in situ befindliche Verkleidungssteine.

Um die Pyramide herum führt - wie üblich - ein Hofplaster, das von einer Umfassungsmauer (Temenos) umgeben ist [ 1 ]. Das Pflaster des Hofs setzt sich unmittelbar in das Fundamentpflaster der Pyramide selbst fort, nur daß der Hof nach außen hin ein leichtes Gefälle aufweist, das nach Ansicht von Borchardt zur Ableitung des Regenwassers hilfreich war [ 2 ]. Bei den gewaltigen Seitenflächen der Pyramide ist sicherlich schon bei leichterem Regen mit Sturzbächen zu rechnen [ 3 ], sodaß dieses fast unsichtbare Detail gut begründet ist. Maragioglio & Rinaldi haben an den Nordwest- und Südwestecken Kanäle gefunden, die in den Felsen geschlagen wurden und wohl zur Ableitung des Wassers unter der Umfassungsmauer hindurch gedient haben [ 4 ]. Das Pflaster ist nur noch fragmentarisch erhalten, so daß die Breite des Hofs um die Pyramide nur anhand des Fundaments der Umfassungsmauer bestimmt werden kann [ 5 ]. Der Abstand beträgt an der Ostseite 10,20 m, an den anderen drei Seiten jeweils 10 m, was zu einer Hofbreite von wahrscheinlich 20 Ellen führt [ 6 ]. Das Pflaster bestand aus unregelmäßig geformten Kalksteinblöcken, die allerdings mit aller denkbaren Sorgfalt gefugt wurden. Dort wo es nicht mehr erhalten ist, ergibt sich das Muster der Verlegung aus den Einschnitten im Felsen des Plateaus, in dem die Lager für die Platten eingefügt wurden. Perring gibt die Stärke des Pflasters mit 1 foot 9 inches an [ 7 ], was etwa 34,02 cm entspricht [ 8 ].

Reste des Hofplasters an der Nordseite der Cheopspyramide.
Das Pflaster setzt sich direkt aus dem Fundament der Pyramide fort.

Reste der Umfassungsmauer lassen sich an allen vier Seiten der Pyramide finden [ 9 ]. Für die Umfassungsmauer wurden Fundamente mit einer Breite von 3,15 bis 3,60 m (etwa 6 Ellen) und minimaler Tiefe in das Plateau geschnitten [ 10 ]. An der Westseite, wo der Felsen des Plateaus von guter Qualität ist, wurde der untere Teil der Umfassungsmauer direkt aus dem Felsen geschnitten. Die Basisbreite der Umfassungsmauer dürfte 5 Ellen, etwa 2,60 m betragen haben. Die Höhe ist nicht mehr bestimmbar. Der obere Abschluß dürfte jedoch gerundet gewesen sein. An keiner Stelle ist eine Konstruktion ersichtlich, die als Durchgang gedient hätte, so daß der einzige Zugang in den Hof der Pyramide wie üblich vom Pyramidentempel aus erfolgt sein wird.

Umfassungsmauer und Hof an der Südseite der Cheopspyramide,
nach Goyon, Cheopspyramide, S. 197, Abb. 109; MR IV, Tav. I, Fig. 11, Tav. 2, Fig. 11.

Die Cheopspyramide wird von einer weiteren Umfassungsmauer umgeben, die ein größeres Areal umgibt [ 11 ]. Sie besteht lediglich aus Bruchstein und wurde mit Mörtel zusammengefügt. Die Breite der Mauer ist nicht konstant, sondern variiert von 2,50 m im Süden bis zu 2,70 bis 3,50 m im Westen. Die Reste an der Norseite sind so fragmentarisch, daß überhaupt keine Bestimmung der Breite möglich ist. An der Ostseite wurden keinerlei Reste der äußeren Umfassungsmauer gefunden. Der Abstand zur Pyramidenbasis beträgt im Süden 18,75 m, im Westen und Norden jeweils 23,60 m. Die südliche Mauer verläuft nicht genau parallel zur Pyramidenkante [ 12 ]. Größere Blöcke hat man vornehmlich in den äußeren Seiten verbaut. In der südlichen Mauer lassen sich viele kleine Bruchstücke auch aus rotem Granit finden. Diese äußere Umfassungsmauer ist demnach wahrscheinlich aus Abfall errichtet. Maragioglio & Rinaldi haben die südliche Mauer auf einer Länge von 237 m verfolgt. Sie fanden noch eine Höhe von 0,20 bis 1,66 m vor. An der besser erhaltenen Mauer im Westen stand sie sogar noch mehr als 2 m hoch.

Die äußere Umfassungsmauer ist sicherlich kein Werk aus der Zeit des Cheops [ 13 ]. Allein die Tatsache, daß sie direkt über die südlichen Bootsgruben hinwegverläuft, zeigt daß sie nur unter oder nach Djedefre errichtet worden sein kann. Maragioglio & Rinaldi halten es für wahrscheinlich, daß sie anläßlich der Errichtung der Mastabas auf der Südseite entstand. An der westliche Mauer ließ sich nach den beiden Italienern erkennen, daß sie mehrfach modifiziert wurde. Der Zweck dieser äußeren Umfassungsmauer ist nach ihrer überzeugenden Meinung die Abtrennung des königlichen Bezirks des Cheops von den Mastabafriedhöfen an der Süd- und Westseite [ 14 ]. An der Ostseite war eine solche Mauer nicht nötig, da die dort Bestatteten integraler Bestandteil der Anlage des Cheops war und spätere Hinzufügungen fragmentarisch sind.

An der Südseite der Cheopspyramide gibt es zwischen der großen und der äußeren Umfassungsmauer noch eine weitere, die etwa 75 cm stark ist und über die ganze Länge der Pyramide verläuft [ 15 ]. Ihr Verlauf stört die Bootsgruben nicht, sie befindet sich 80 cm nördlich davon und wurde aus dem anstehenden Felsen modelliert. Erhalten ist sie in der Höhe nur noch wenige Zentimeter.

Eine Nordkapelle ist - wie in der 4. Dynastie vermutlich üblich - nicht gefunden worden [ 16 ]. Maragioglio & Rinaldi halten es allerdings für denkbar, daß eine Lücke genau in der Höhe des ursprünglichen Eingangs auf eine Nordkapelle hinweisen könnte [ 17 ]. Diese Lücke mißt 4 x 6 m, bei einer Tiefe von 1,30 (von Oberkante des Pflasters). Ihrer Beobachtung nach findet sich das Hofplaster in der Mitte der Seiten i.d.R. in gutem Zustand, weil dort die von oben herabgestürzten Massen diesen Teil dauerhaft geschützt haben. Nur ausgerechnet diese Stelle, so die beiden Italiener, fällt aus diesem Rahmen. Eine Alternative sehen sie in den Arabern, die möglicherweise bei der Suche nach dem Eingang das Hofplaster ausgerissen haben - Eingänge in die Pyramide aus dem Hofplaster heraus sind nicht selten. Gegen eine Nordkapelle spricht auch, daß unter dem fehlenden Pflaster keine weiteren Fundamente vorhanden sind, die zur Aufnahme eines Gebäudes sprechen. Maragioglio & Rinaldi gehen deshalb eher von einem Altar mit einem kleinen Hof und einer niedrigen Umfasungsmauer aus, wie es der Befund an der Knickpyramide zeigt [ 18 ].

Anmerkungen

[ 1 ] Perring, Pyramids I, p. 1, Pl. I, XIII - Fig. 2, XIV - Fig. 3; Petrie, Pyramids, p. 14.
[ 2 ] Borchardt, Längen und Richtungen, S. 16. vgl. a. MR IV, p. 66.
[ 3 ] Goyon, Le secret, p. 274.
[ 4 ] MR IV, p. 66.
[ 5 ] Die Reste des Hofplasters an der Ostseite sind gut zu sehen bei Lauer, temple funéraire, Pl. LXVIII.
[ 6 ] MR IV, p. 66.
[ 7 ] Perring, op.cit., p.1.
[ 8 ] Petries Angabe von 17 bis 27 inches, Pyramids, p. 14, ist nicht einleuchtend.
[ 9 ] MR IV, p. 64.
[ 10 ] ibd., p. 66.
[ 11 ] ibd., p. 66.
[ 12 ] ibd., maximal 70 cm Differenz = 18,43 m westlich; 18,75 m in der Mitte; 19,15 m im Osten.
[ 13 ] ibd., p. 170, Obs. 51.
[ 14 ] so auch Stadelmann, Giza, S. 163.
[ 15 ] MR IV, p. 66.
[ 16 ] ibd., p. 60.
[ 17 ] ibd., pp. 160-162, Obs. 44.
[ 18 ] vgl. Fakhry, Monuments of Sneferu I, pp. 41-46. Gegen eine Deutung als Nordkapelle Stadelmann, Pyramiden, S. 121.

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