Die Große Pyramide
des Königs Cheops in Giza Nivellierung, Fundament und Eckpfannen 1801 hat die französische Expedition an den beiden Ecken der Nordseite der Cheopspyramide zwei rechteckige Vertiefungen freigelegt, 1865 entdeckte Charles Piazzi Smyth die beiden verbliebenen "Eckpfannen" [ 1 ]. Diese Löcher galten bis zu einer näheren Überprüfung durch Flinders Petrie [ 2 ] als Fundament für die Ecksteine und danach noch als Gründungsgruben [ 3 ]. Gegen diese These hat Borchardt überzeugend so argumentiert [ 4 ]: "Die Kante des im spitzen Winkel gegen die Bekleidung stoßenden Pflasters würde bald durch die Verkehrslast, vielleicht schon beim sich setzen, abplatzen, das von der Bekleidung ablaufende Regenwasser, für dessen unschädliche Abführung die Pyramidenbauer stets Sorge trugen, würde unter das Pflaster dringen und endlich widerspricht die Petriesche Annahme der von Vyse festgestellten Ausführung unter der Mitte der Nordseite. Dort greift nämlich das Pflaster unter die Bekleidung. Ich komme daher zu einer anderen, dem Befunde an anderen Pyramidenkanten entsprechenden Rekonstruktion der fraglichen Ecken. Die Kantensteine haben nämlich in ihrem Oberlager nach einem breiten Außenrand im Innern eine Ausarbeitung von 1 bis 2 cm Tiefe, in die der nächst höhere Block mit einem entsprechenden Vorsprung seines Unterlagers eingreift: die Ägypter müssen wohl gedacht haben, daß eine Pyramidenkante einem Schub in der Richtung der Grundrißdiagnoale nach außen ausgesetzt ist, oder daß die Ecksteine leichter gewaltsam herausgebrochen werden können als die in der Fläche liegenden Berkleidungssteine. Führen wir nun das eben beschriebene Konstruktionsprinzip auch beim untersten Eckblock durch, so ist in der unter ihm liegenden Pflasterplatte auch eine Vertiefung anzunehmen, in die der schwache Vorsprung im Unterlager des Eckblocks eingreift. Die Pflasterplatte selbst wäre gegen Verschieben durch Eingreifen in den Fels unter ihr gesichert, während die an sie anstoßenden Pflasterplatten nur auf dem Fels liegen und daher weniger dick sind."
Der Darstellung Borchardts ist bis auf einen Punkt
nichst weiter hinzuzufügen: Die angebliche Beobachtung eines verzahnten
Blocks in der Mitte der Nordseite der Cheopspyramide durch Vyse ist durch die
Literatur nicht zu bestätigen, im Gegenteil! Vyse beschreibt die
Verkleidungsblöcke mehrfach und einmal sehr ausführlich [ 5 ], ohne irgend eine Erwähnung eines solchen Phänomens und einer das Gegenteil zeigenden Zeichnung. Auch Perring,
der die Verkleidung der Cheopspyramide mehrfach bespricht, bringt
keinerlei Hinweis auf verzahnte Verkleidungssteine [ 6 ]. Und die heute noch sichtbaren Verkleidungssteine und das über längere Strecken intakte Fundamenpflaster weisen keinerlei Spuren eines "Interlocking" auf [ 7 ].
Bei den Eckpfannen handelt es sich um verschieden rechteckige Löcher sehr unregelmäßiger Tiefe, etwa von 0 bis 42 cm [ 8 ]. Lediglich die Eckpfanne an der Südwest-Ecke weicht erheblich von den anderen ab. Hier stand der gewachsene Felsen nicht hoch genug an, so daß die Baumeister große, gelblichgraue Kalksteinblöcke aufschichteten, um dem Eckstein ein Unterlager zu bereiten [ 9 ]. Daraus, und aus dem Umstand, daß die Tiefe der Eckpfanne an der Nordost-Ecke in Richtung des zu erwartenden Drucks gleich Null ist, schließen Maragioglio & Rinaldi, daß es sich hier um keine Konstruktion zur Sicherung der Ecken handelt [ 10 ]. Diese Frage läßt sich abschließend wohl nicht klären.
Letzteres wird besonders durch eine andere Beobachtung untermauert, nach der die Platten des Fundaments unterschiedlich weit unter der Pyramidenkante hervorragen, und zwar
Damit ist nämlich bewiesen, daß die entgültige Einmessung der Pyramide von Haus aus erst nach der Schaffung eines ebenen Fundaments gedacht war und in dieser Genauigkeit überhaupt nur so möglich wurde. Wie bereits besprochen, ist der größte Unterschied auf der Oberseite des Fundamentpflasters lediglich 2,1 cm, bzw. und mit den Worten Borchardts [ 14 ]: "... wenn man den einen Punkt auf der Nordseite, der in einer flachen, dem Auge nicht merkbaren Vertiefung liegt, nicht berücksichtigt, ist der größte Fehler sogar nur 0,015 m. Will man diesen geringen Fehler auf Rechnung des nicht völlig genauen Nivellements des Bauleitenden schreiben, so muß man annehmen, er sei nach einem Nivellement von rund 900 m um die Pyramidengrundfläche herum mit einem Fehler von allerhöchstens 15 mm wieder auf seinen Ausgangspunkt zurückgekommen, d.h. mit höchstens 1/69000 der einnivellierten Strecke. Das ist für ein Nivellement mit Setzwaage, dem einzigen Nivellierinstrument, das wir bei den alten Ägyptern - bisher - nachweisen können, eine sehr beachtenswerte Leistung. Man kann aber ebensogut den Fehler auf die Bearbeitung der Pflasterfläche schieben. Auch dann wäre er aber als äußerst geringfügig zu bezeichnen. Jedenfalls braucht aber diese unmerkliche Abweichung der Pyramidengrundfläche aus der Wagerechten bei den feldmesserischen Längenbestimmungen nicht berücksichtigt zu werden. Ihre Berücksichtigung würde die Ergebnisse doch nicht ändern. Man darf vielmehr die Fläche, auf der die zu messenden Grundkanten der Pyramide liegen, als völlig waagrecht betrachten." Zur Frage, auf welche Weise eine so genau Nivellierung möglich war, haben Maragioglio & Rinaldi in Kanäle geleitetes Wasser vorgeschlagen [ 15 ]. Dieses Problem hat Dorner in allen Einzelheiten besprochen. Er weist darauf hin, daß die Unebenheit des Geländes und die durch Spalten und Ritzen wasserdurchlässige Oberfläche kein Wasser für diesen Zweck hätte aufnehmen können, und daß Verdunstung und Wind ihr übriges tun [ 16 ]. Dorner spricht sich letztlich für eine 4 Ellen lange Setzwaage aus [ 17 ]. Maragioglio & Rinaldi haben aus diesen Befunden folgende überzeugende Reihenfolge zur Erzielung der exakten Einmessung vorgeschlagen [ 18 ]:
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